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Die "Tote Alp" Sage

Gut zu wissen

Das karge Gebiet der heutigen Totalp auf der Parsenn war vor Zeiten mit fruchtbaren Weideflächen bedeckt und von würzigem Kräuterduft durchzogen. Kein Wunder, dass sich dort im Hochsommer die Herden prächtig nährten und fröhliches Schellengebimmel zu vernehmen war. In diesen vergangenen, ergiebigen Zeiten hütete einst eine zierliche, aber tüchtige und zuverlässige Sennerin die Alp.


Die Schöne hatte es zwei Burschen aus dem nahen Klosters angetan. Sie gefiel ihnen ausgezeichnet. Die jungen Bauern hätten sie beide gern zum Traualtar geführt und auf ihren begüterten Höfen willkommen geheissen. Da es aber noch nicht ausgemacht war, welcher von den zwei Bewerbern die Sennerin bekommen sollte, hatten beide ein Auge auf sie. Jeder versuchte, sich von der besten Seite zu zeigen. An Sonntagen suchten sie die Umworbene im besten Kleid auf, grüssten höflich und schätzten sich glücklich, wenn sie mit ihr ins Gespräch kamen. Einer versuchte, den andern zu übertreffen, auch wenn es darum ging, die Sennerin mit Geschenken wohlgesinnt zu stimmen. Diese reagierte zwar nicht gerade gänzlich abweisend, aber doch eher zurückhaltend, vielleicht schon deshalb, weil sich ihr Herz nicht so schnell für den einen oder andern entscheiden konnte. Obwohl sie hoffnungsvoll in dieses hineinhorchte, verfolgte sie den Lauf der Dinge mit gemischten Gefühlen. Die zwei Ledigen aber wurden mit der Zeit ungeduldig und drängten auf eine Entscheidung. Sie benahmen sich immer ungehaltener, neckten die Begehrte stets dreister, wurden zudringlich und frech, bis es der Sennerin nicht mehr behagte. Sie erzürnte und verliess schliesslich die Alp, tat gar noch einen geheimen Spruch – und seither will nichts mehr auf jenem Alp Boden gedeihen. Die schönen Weideflächen bildeten sich zurück und verkümmerten. Die würzigen Kräuter verloren ihren Saft und gingen ein. Die Alp ist seitdem „tot“, was ihr den Namen Totalp gab.

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